Die Ausstellung dauerte vom 26 Juli bis zum 16. August 2012. Insgesamt kamen etwa 300 Besucher. Ich danke allen, die mir durch ihren Besuch ihr Interesse bekundet haben.
....gibt einen Überblick über gewesene, aktuelle oder zukünftige Ausstellungen der Malerin Evelyn Marschall - Gebhard.
Mittwoch, 15. August 2012
Sonntag, 29. Juli 2012
Vernissage "Kleine Fluchten"
Es war ein heißer Tag, die Zeit (17.30 Uhr) war ungewöhnlich, es gab keinen Alkohol - trotzdem kamen etwa 50 Personen.
Flüchten – Angreifen – Totstellen.
Das sind die drei instinktmäßig angelegten Verhaltensmuster aller Lebewesen.
Flüchten und Angreifen sind Aktivitäten von gegensätzlicher Qualität.
Flucht gilt als Rückzug, Angriff als vorwärts gerichtet. Diese Zweiheit meint keine
Wertung. Beides kann richtig sein im gegebenen Kontext, in der jeweiligen Situation.
Flucht ist besetzt mit der Vorstellung von Vertreibung, Vertriebensein,
Fremdbestimmung.
Flucht ist ein singularer, abstrakter Begriff. In den Plural gesetzt, wird sie konkret in
den Fügungen „Häuserflucht, Zimmerflucht.“ Fluchten sind damit etwas Serielles,
das sich schließlich in einem Fluchtpunkt vereinigt wie Parallelen, die sich im
Unendlichen schneiden.
Wenn wir den Titel „Kleine Fluchten“ hören, assoziiert sich manchem wohl eine
Mischung aus den beiden Aspekten des Konkreten und des Abstrakten.
Beim Kompositum „Ausflucht“ finden wir als Plural „Ausflüchte“, denken vielleicht
sogar an die lautverwandten „Ausflüge“. „Ausflug“ hat etwas Leichteres als
„Ausgang“, etwas Probierendes.
Ausflüchten haftet etwas Negatives, aber auch Spitzbübisches an, man schmeckt die
jiddische „Chuzpe“, was unverschämte Frechheit bedeutet.
Auch die Zuflucht sollten wir noch bedenken – als Schutz vor Bedrohung, als
Rückzug.
Flucht wird ergriffen, Ausflüchte werden gemacht, Zuflucht wird gesucht und/oder
gefunden.
Die „ZEIT“-Publizistin Marion Gräfin Dönhoff erinnert sich an Schloß Friedrichstein
in Ostpreußen, in dem sie aufwuchs:
„Wenn man die schwere Haustür öffnete, sah man in eine große Halle...
Die mittlere Tür führte in einen hellen, stuckdekorierten Gartensaal. Wenn hoher
Besuch kam, wurden alle Türen geöffnet: die schwere Hallentür, dann die zum Saal
und schließlich die hohe Flügeltür, die auf einen säulengefaßten Balkon führte, der
den Blick auf einen großen, von Hecken umsäumten Rasenplatz freigab. Am Ende
des Rasens begannen zwei parallel verlaufende Alleen, die bis in die grüne
Unendlichkeit der Pregel-Wiesen reichten.“
Die Zimmerfluchten des Schlosses konnten die Menschen dort wirklich
durchwandern.
Hermann Hesse weist in seinem Gedicht „Stufen“ darauf hin, daß es auch innere
Fluchten gibt, Fluchten, die das Leben baut:
„Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten“ und „Nur wer bereit zu Aufbruch
ist und Reise, mag lähmender Gewöhnung sich entraffen“.
So ist Erneuerung und Erweiterung zu erwarten, wenn „Des Lebens Ruf an uns“ zu
hören ist.
E. M. - G. hat es gewagt, diesem Ruf zu folgen. Sie hat mit den Mitteln, die einer
Malerin zur Verfügung stehen, kleine Fluchten gefunden. Wie diese aussehen, können
wir hier anschauen.
(Heide + Hein Baumgarten)
Mathilde Recksiek (Mitte), die Organisatorin der Galerie "glatt + verdreht", sprach die Begrüßungsworte.
Heidemarie Baumgarten (links) las einen von ihr und ihrem Mann (Hein Baumgarten) verfassten Text, den ich weiter unten veröffentliche.
Kleine Fluchten
Flüchten – Angreifen – Totstellen.
Das sind die drei instinktmäßig angelegten Verhaltensmuster aller Lebewesen.
Flüchten und Angreifen sind Aktivitäten von gegensätzlicher Qualität.
Flucht gilt als Rückzug, Angriff als vorwärts gerichtet. Diese Zweiheit meint keine
Wertung. Beides kann richtig sein im gegebenen Kontext, in der jeweiligen Situation.
Flucht ist besetzt mit der Vorstellung von Vertreibung, Vertriebensein,
Fremdbestimmung.
Flucht ist ein singularer, abstrakter Begriff. In den Plural gesetzt, wird sie konkret in
den Fügungen „Häuserflucht, Zimmerflucht.“ Fluchten sind damit etwas Serielles,
das sich schließlich in einem Fluchtpunkt vereinigt wie Parallelen, die sich im
Unendlichen schneiden.
Wenn wir den Titel „Kleine Fluchten“ hören, assoziiert sich manchem wohl eine
Mischung aus den beiden Aspekten des Konkreten und des Abstrakten.
Beim Kompositum „Ausflucht“ finden wir als Plural „Ausflüchte“, denken vielleicht
sogar an die lautverwandten „Ausflüge“. „Ausflug“ hat etwas Leichteres als
„Ausgang“, etwas Probierendes.
Ausflüchten haftet etwas Negatives, aber auch Spitzbübisches an, man schmeckt die
jiddische „Chuzpe“, was unverschämte Frechheit bedeutet.
Auch die Zuflucht sollten wir noch bedenken – als Schutz vor Bedrohung, als
Rückzug.
Flucht wird ergriffen, Ausflüchte werden gemacht, Zuflucht wird gesucht und/oder
gefunden.
Die „ZEIT“-Publizistin Marion Gräfin Dönhoff erinnert sich an Schloß Friedrichstein
in Ostpreußen, in dem sie aufwuchs:
„Wenn man die schwere Haustür öffnete, sah man in eine große Halle...
Die mittlere Tür führte in einen hellen, stuckdekorierten Gartensaal. Wenn hoher
Besuch kam, wurden alle Türen geöffnet: die schwere Hallentür, dann die zum Saal
und schließlich die hohe Flügeltür, die auf einen säulengefaßten Balkon führte, der
den Blick auf einen großen, von Hecken umsäumten Rasenplatz freigab. Am Ende
des Rasens begannen zwei parallel verlaufende Alleen, die bis in die grüne
Unendlichkeit der Pregel-Wiesen reichten.“
Die Zimmerfluchten des Schlosses konnten die Menschen dort wirklich
durchwandern.
Hermann Hesse weist in seinem Gedicht „Stufen“ darauf hin, daß es auch innere
Fluchten gibt, Fluchten, die das Leben baut:
„Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten“ und „Nur wer bereit zu Aufbruch
ist und Reise, mag lähmender Gewöhnung sich entraffen“.
So ist Erneuerung und Erweiterung zu erwarten, wenn „Des Lebens Ruf an uns“ zu
hören ist.
E. M. - G. hat es gewagt, diesem Ruf zu folgen. Sie hat mit den Mitteln, die einer
Malerin zur Verfügung stehen, kleine Fluchten gefunden. Wie diese aussehen, können
wir hier anschauen.
(Heide + Hein Baumgarten)
Dienstag, 10. Juli 2012
"Kleine Fluchten"
Ausstellung
K l e i n e F l u c h t e n
Monotypien, Collagen
27.07.2012 – 16.08.2012
Galerie „glatt + verdreht“
Fischergasse 14
88131 Lindau
Vernissage Do 26.07.2012, 17.30 Uhr
Die Einführung spricht Heidemarie Baumgarten.
Geöffnet Mo – Fr. 11 – 12, 15 – 17 Uhr
Den Titel für diese Bilderreihe entlehnte ich einem Film mit demselben Titel. Ich fand, er passte recht gut zu den kleinformatigen Collagen, die ich aus den Resten von Monotypien zusammengesetzt hatte.
Es sind zum Großteil Landschaften, sie zeigen aber auch Gebäude und zwei Denkmäler. Einige gegenstandslose Bilder sind auch darunter.
Weshalb nun „Kleine Fluchten?“ Nun, ich denke, man kann in diese kleinen Bilder eintauchen und darin herumwandern, vielleicht sich dabei sogar ein wenig vom Alltag entfernen, für kurze Zeit aufatmen und sich erholen.
Mir ist es so ergangen, als sie in den Jahren 2009 und 2010 in meinem Atelier in Kressbronn entstanden. Ich tauchte dabei in eine andere Welt ein, als sie mein Berufsleben zu der Zeit noch darstellte, und konnte, indem mich auf Gestaltung und Komposition konzentrierte, abschalten und mich von meinen sonstigen Pflichten ein wenig erholen.
Wenn dies dem einen oder anderen Betrachter meiner Bilder ähnlich ergeht, würde mich das freuen.
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